Die bigotte Bourgeoisie Klosterneuburgs ist empört. Ein „Vandale" hat die Verantwortung für das äußerst umstrittene „Kunstwerk" Sexualitätssymbol von Franz West unmissverständlich dem christlichen Kaufmann Karl Heinz Essl zugeordnet, indem er auf die Skulptur deutlich sichtbar „ESSL DIE SAU" schrieb. Was von der bigotten Bourgeoisie als „Vandalenakt" bezeichnet wird, kann man auch als erfolgreiche Provokationen des Künstlers West und des Ausstellers Essl werten.
Die bigotte Bourgeoisie, die in Klosterneuburg insbesondere von der ÖVP vertreten wird, fürchtet nichts so sehr wie den Vorwurf mangelnden, konservativen oder gar reaktionären Kunstverständnisses, wenn sie ein von „fortschrittlichen Kunstverständigen" als „Kunstwerk" bezeichnetes Objekt nicht als Kunstwerk erkennt oder ihm gar die Qualität eines Kunstwerkes abspricht. Die politischen Vertreter der bigotten Bourgeoisie begründen daher Subventionen im Kunst- und Kulturbereich gelegentlich damit, dass die Kunst auch die Aufgabe habe „zu provozieren", wenn ein mit Steuergeld subventioniertes „Kunstwerk" in der breiten Öffentlichkeit auf Verständnislosigkeit oder gar Ablehnung stößt.
Wer allerdings der Kunst die Aufgabe der Provokation zuerkennt, darf sich nicht überrascht geben oder gar aufregen, wenn eine künstlerische Provokation eine überschießende Reaktion bei einem der Provozierten auslöst!