Der Verschönerungsverein Klosterneuburg suchte um finanzielle Unterstützung durch die Stadtgemeinde in der Höhe von 15.000 EUR an. Die Förderung sollte die Kosten für die Herstellung der Klosterneuburger Festtracht anlässlich der 900 Jahr Feier 2014 abdecken. Die historische Verbindung von Stift Klosterneuburg und Stadtgemeinde sollte in der neuen Tracht verankert sein. Jedem Dirndl und jedem Anzug würde ein Hauch von der einzigartigen Geschichte Klosterneuburgs mitgegeben. Das Projekt werde von Dr. Gexi Tostmann, Botschafterin für österreichische Trachtenpflege, und Mag. Gitta Liska, Designerin mit internationaler Erfahrung, umgesetzt. Designgrundsatz wäre das deutlich sichtbare Motiv aus dem Leopoldi Ornat, das sich auf allen Modellen widerspiegelt.
FPÖ-Stadtrat Dr. Josef Pitschko wies in der Gemeinderatssitzung darauf hin, dass er die 15.000 EUR nicht als Unterstützung für den Verschönerungsverein sehe, sondern als Wirtschaftsförderung für zwei Damen, die eine neue Klosterneuburger Tracht designen und entwickeln und auch verkaufen wollen. Historisch sei diese Tracht nicht, sondern irgendetwas Neues. Warum das unter dem Titel Verschönerungsverein laufe und man diesen Verein brauche, wisse er nicht.
Daraufhin erklärte Bürgermeister Mag. Stefan Schmuckenschlager, dass der Verschönerungsverein die Beauftragung gemacht und auch die Rechte darauf habe. Der Vorgang sei so, dass man das Ganze zunächst bei Tostmann und Liska beziehen könne, die daran gearbeitet haben. Er könne nicht sagen, was das koste – man habe nur den Entwurf unterstützt –, und die Schnitte – und das sei das Entscheidende, können über die Volkskultur NÖ. bezogen werden. Da gebe es Vorlagen, wo alle Schnitte drinnen seien. Jetzt könne man sich das im Internet herunterladen und damit zu einer Schneiderin oder in ein x-beliebiges Geschäft gehen, das das mache, lasse das herstellen und zahle den Stoff. Das brauche ein bisschen, bis das dort bei der NÖ. Volkskultur eingehe, weil es da Beratungssitzungen usw. brauche, aber das sei 100 %ig abgesichert, weil Frau Tostmann die Volkskultur auch leite.
SPÖ-Stadtrat Hava erklärte, seit kurzem im Verschönerungsverein Mitglied zu sein,
dessen neuer Obmann der ehemaliger ÖVP-Kulturstadtrat Dr. Wozak sei. Es habe auch eine Sitzung gegeben, an der auch der Bürgermeister anwesend gewesen sei, wo das Ganze präsentiert worden sei. Das Vehikel sei der Verschönerungsverein, damit man auch ein Gremium habe, das sich damit beschäftige, dass es nicht in den Räumen der Stadtgemeinde über die Bühne gehe. Er sehe das nicht als Wirtschaftsförderung wie die Blauen, sondern als einen Beitrag, dass ein Dirndlschnitt und ein Anzugschnitt für die Öffentlichkeit zugängig seien. Das sei schon wichtig, dass man nicht exklusiv zu Gexi Tostmann oder zu Gitta Liska gehen müsse, sondern dass man das auch zu Hause erledigen könne. € 15.000,-- seien natürlich nicht wenig, aber er denke, dass die Arbeit, die dahinter stecke, es durchaus Wert sei. Daher stimmte die SPÖ der Subvention zu.
Der Klosterneuburger Gemeinderat beschloss gegen die Stimmen der FPÖ eine Subvention von 15.000 EUR an den Verschönerungsverein Klosterneuburg für die Herstellung der Klosterneuburger Trachten. Die Stadtgemeinde erteilte auch die Erlaubnis der Verwendung des Stadtwappens für die eigens für die Festtagstracht gestalteten Knöpfe gegen das in der Tarifordnung festgesetzte Entgelt. Der Verschönerungsverein Klosterneuburg wurde verpflichtet, in sämtlichen Veröffentlichungen und Publikationen auf die finanzielle Unterstützung der Stadtgemeinde hinzuweisen.
Jetzt berichtete die NÖN (Woche 43/2013, S 15), dass Bezirkshauptmann Dr. Wolfgang Straub, „der geistige Urheber der neuen Tracht", eine Tracht für jeden Klosterneuburger wollte, die zum Herstellungskostenpreis an die Bürger weiter gegeben wird. Es wäre allerdings ein anderer Weg beschritten worden, von dem Straub – in aller Freundschaft - abgebogen ist. Die NÖN zitiert Straub: „Ich stehe aber nicht an, dem nunmehr elitären Projekt viel Erfolg und allen Beteiligten guten Gewinn zu wünschen." Der dürfte bei den kolportierten Preisen von 1.160 EUR für das Seidendirndl „Anna" und 960 EUR für den Anzug „Leopold" auch möglich sein, meinte FPÖ-Stadtrat Dr. Josef Pitschko, der darauf hinwies, dass es schöne Seidendirndln bei namhaften Herstellern bereits um den halben Preis gebe.
Diesen Bericht der NÖN und die diversen Wortmeldungen von Gemeinderäten anlässlich der Subventionsgewährung nimmt der freiheitliche Stadtrat zum Anlass, eine Untersuchung der Vorgangsweise unter den strafrechtlichen Aspekten des (Subventions-) Betruges und der Täuschung des Gemeinderates vorzunehmen. Stadtrat Dr. Josef Pitschko: „ Der Prüfungsausschuss sollte zunächst den genauen zeitlichen Ablauf der Ereignisse von der Idee des Bezirkshauptmannes über die Auftragserteilung durch den Verschönerungsverein bis zum Subventionsbeschluss des Gemeinderates und sämtliche Rechte des Verschönerungsvereines an der neuen Tracht erheben. Weiters wären sämtliche Geldflüsse des Verschönerungsvereins im Zusammenhang mit der Tracht darzustellen. Drauf aufbauend werde ich eine strafrechtliche Beurteilung vornehmen und bei ausreichend begründetem Verdacht eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermitteln. Es ist für mich jedenfalls ein beachtenswerter Hinweis, dass sich der Bezirkshauptmann angesichts der Umsetzung seiner Idee von dieser Vorgangsweise distanziert hat."