Fremdwährungsdarlehen wurden in Österreich in den 90er Jahren von den Banken für den Bau von Eigenheimen angepriesen. Das fiel auf fruchtbaren Boden: In keinem anderen Euroland wurden so viele Fremdwährungskredite abgeschlossen.
Dabei sind Fremdwährungsdarlehen zur Hausfinanzierungen nichts anderes als Finanzierung durch Spekulation. Das ging bis Mitte des Jahrzehnts auch gut, denn die Zinsersparnis war hoch und der Euro stark. Doch das Risiko, dass alles außer Kontrolle geraten könnte war von Beginn an hoch. Die Euro-Krise machte diesen Umstand sehr deutlich. Die meisten, die auf dieses Modell gesetzt haben, haben ihr Haus auf Basis eines Fremdwährungskredits in Schweizer Franken errichtet. Damit kommt zusätzlich zum Zinsrisiko auch noch das Wechselkursrisiko. Dabei sind die Kredite vor allem zur endfälligen Tilgung ausgestellt. Das bedeutet: Während der Laufzeit werden nur Zinsen bezahlt. " für die endfällige Tilgung wird über einen sogenannten "Tilgungsträger angespart. Diese Tilgungsträger wiederum investieren in Aktien und Anleihen. Das bedeutet: es kommt auch noch das Veranlagungsrisiko dazu.
Der Errichter eines Eigenheims hat damit das Zinsrisiko, das Fremdwährungsrisiko und das Veranlagungsrisko zu tragen. Und diese drei Risiken sind mit dem Ausbruch der Euro-Krise gleichzeitig schlagend geworden. Vor allem die Abwertung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken und die schlechte Entwicklung der Anlageformen als Tilgungsträger haben die Gefahren deutlich gemacht. Wer nicht genug eigenes Kapital hat, um auch steigende Raten zu tragen, verwettet so seine Immobilie. Solche Konstruktionen nutzten daher vor allem den Vermittlern und höchstens Immobilienkäufern mit äußerst starken Nerven und sehr dickem Geldbörsel. Die Finanzmarktaufsicht hat deshalb im Jahr 2008 reagiert und für Kreditnehmer hohe Hürden eingerichtet, die Anfang des Jahres noch einmal erhöht wurden. Für den Durchschnittsbürger ist es kaum mehr möglich an einen Fremdwährungskredit zu kommen. Doch das hilft freilich nicht mehr den älteren Fällen, denn im Laufe dieses Jahres werden die ersten Fremdwährungskredite in Österreich fällig. Insgesamt sind heimische Häuslbauer und Anleger mit etwa 36 Milliarden Euro in Fremdwährungskrediten verschuldet (93 % davon in Schweizer Franken).
Nun belastet dies vor allem die Kreditnehmer selbst, die fürchten müssen ihr Eigenheim zu verlieren. Aber auch die heimischen Banken sind in Sorge, droht ihnen doch eine Welle von Schadenersatzklagen von Verbrauchern. Die betroffenen Kreditnehmer könnten sich darauf berufen, man habe sie nicht korrekt über die mit dieser Finanzierungsform verbundenen Risiken aufgeklärt. Das Gerangel um die Verantwortlichkeit zwischen Banken und Finanzberatern ist bereits entbrannt.
Doch stellt sich auch für die Volkswirtschaft die Frage, welche Auswirkungen es haben wird, wenn etliche österreichische Hausbesitzer ihre endfälligen Darlehen nicht zahlen können und die Immobilien den Banken zufallen. Das just zu einer Zeit, in der laut IWF-Bericht in Europa ein massiver Preisverfall bei Immobilien droht. Der aktuelle Bericht über die Eurozone nennt zwar keine Staaten beim Namen, es sei aber absehbar, dass die Immobilienpreise auch in Ländern fallen werden, die bisher nicht betroffen waren. In den, als krisenfest geltenden, Niederlanden hat das bereits zur Verstaatlichung der SNS Reaal Bank geführt. Auch in der benachbarten Bundesrepublik hat Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret Ende letzten Jahres vor einer Immobilienblase gewarnt.
Auch wenn das tatsächliche Ausmaß der faulen privaten Fremdwährungskredite nicht absehbar ist: Die Finanzministerin muß sich dem Problem stellen, anstatt weiter zu behaupten Österreich sei von der Euro-Krise kaum betroffen.